Die Vorkriegs-Maschinen von Puch 250 L, E, R, T3, S4, 350 GS und 200 haben für die Lagerung des Pleuels in der Kurbelwelle ein Nadellager mit einem teilbaren Käfig aus Karo-Bronze/Lager-Bronze.
Der Käfig hat die Funktion, dass die Nadeln nicht dicht an dicht liegen und gegeneinander reiben. Teilbar deswegen, damit sie in das nicht teilbare größere Pleuelauge eingesetzt werden können.
Bei der 350 GS und der 200 wurde eine Teilung in drei Segmente vorgenommen.
Bei den anderen 250er Typen ist die Teilung vertikal, d.h. eine seitliche Anlaufscheibe mit den Stegen zwischen den Nadeln und getrennt davon die gegenüberliegende Anlaufscheine. Nach dem Hineinstecken des ersten Teils mit den Stegen in das große Pleuelauge wird von der anderen Seite die zweite Anlaufscheibe drauf gesetzt. Diese hat für das Hineinstecken der Stege viereckige Löcher – relativ aufwendig. Dies ist sicher für die Führung der Nadeln die perfektere Konstruktion.
Bei meiner GS ist der eine Käfig gebrochen und hat sich in viele kleine Stücke aufgelöst. Den Grund dafür sehe ich in Materialermüdung oder einer axialen Belastung durch eine falsche Montage der Kurbelwelle. Der Pleuelbolzen und das Pleuelauge haben dabei keinen Schaden genommen.
Parallel dazu habe ich von zwei Puch 200 gehört, wo sich auch die Käfige verabschiedet haben.
Als Reparatur habe ich zwei Möglichkeiten gesehen:
1. Nachbeschaffen von gebrauchten Käfigen bzw. Nachfertigung derselben.
2. An Stelle der Käfige ein Auffüllen voll mit Nadeln
Zu 1: Nachdem ich keine gebrauchten Käfige gefunden habe, habe ich mich an eine Nachfertigung gemacht. Dies bringt auch den Vorteil, daß ich neues Material habe und die Fehlerursachen „Materialermüdung“ damit nicht weiter führe.
Das Festlegen der Maße für die Durchmesser konnte ich durch die Dreiteilung vom erhalten gebliebenen Käfig nicht nachmessen. Rechnerisch habe ich dann den Teilkreis der Nadeln über den Pleuelbolzen an der Kurbelwelle ermittelt.
Die Fertigung ist schwierig, aber machbar. Lästig ist nur die Karo-Bronze, wo man nur mit ganz scharfen Messern und Bohrern weiter kommt.
Den fertigen,unaufgeschnittenen Ring habe ich probeweise mit Nadeln auf den Pleuelbolzen aufgesteckt – die Nadeln haben sich alle bestens gedreht.
Nach dem Aufschneiden in die drei Segmente konnte ich das Nadellager komplett montieren – große Enttäuschung, die Nadeln haben geklemmt. Anscheinend habe ich Ungenauigkeiten in der Zentrizität vom Innen- zum Außendurchmesser durch das wiederholte Umspannen hinein bekommen. Abhilfe habe ich dadurch bekommen, dass ich die Schlitze der Nadellöcher nach inne zum Pleuelbolzen vorsichtig zu einem „U“ aufgeweitet habe. Damit haben die Nadeln genug Spiel im Käfig und drehen sich frei.
Zu 2: In der Literatur wird die Variante von Nadellagern ohne Käfig beschrieben. Hier
können die Nadeln aneinander reiben und es ist für eine ausreichende Schmierung zu
sorgen. Vorgeschrieben wird ein Abstand von 0,03 mm zwischen den Nadeln.
Damit das große Pleuelauge seitlich geführt ist müssen zwei Anlaufscheiben vorgesehen
werden. Die Gegenflächen - der Bolzen mit einem Ansatz und das Pleuelauge mit seinem
Innenring – sind hart wodurch weiche Anlaufscheiben vorzusehen sind.
Ich habe mir diese Variante sehr überlegt. Von einem Freund habe ich sogar zwei S4-Motore genannt bekommen, wo das Pleuellager mit Nadeln ausgefüllt wurden.
Ich bin aber nach vielem Herumfragen und –hören zum Schluß gekommen, dass das
Vollfüllen mit Nadeln eine taugliche „Reparatur-Variante“ ist. Bezüglich der ausreichenden
Schmierung ist das bei einem Zweitakter so eine Sachen – bei einem Viertakter wäre die
Situation schon viel besser.
Jochen jochen.harms@utanet.at